2024-07-06 – Vimmerby
(57.665882, 15.862106)
Ein kurzer Schlenker zum Lidl führte uns zunächst ein paar Kilometer zurück.
Dann ging es weiter Richtung Norden. Wir machten einen kurzen Halt an einer kleinen Siedlung innerhalb des Enighetens väg.
Der Ortsteil nennt sich Berga-Bergavik und dient als eine in sich geschlossene Mehrgenerationen-Gemeinschaft mit eigenen Regeln, die eingehalten werden müssen. Es ist eine neue Art der Stadtplanung. Die Häuser bestehen aus Holz und haben eine interessante Bauweise (Parkplatz 56.704669, 16.359736).
Weiter ging es durch gefühlsmäßig unendlich langen Straßen durch Wälder, Mischwälder, zum Kulturreservat Stensjö by. Ich würde es als Museumsdorf bezeichnen.
Es ist eine aus wenigen Gehöften bestehende eigene Gemeinde bildende Ansiedlung (Weiler). Es sind Wohnhäuser, Scheunen und Ställe mehrerer Gehöfte, die immer noch so angeordnet sind, wie es für weite Bereiche Smålands vor der Flurbereinigung im 19. Jh. typisch war.
Es ist eine lebendige Landschaft mit einem reichen biokulturellen Erbe, das z.B. geschneitelte Bäume und artenreiches Grasland umfaßt. Im Jahre 2020 wurde der Weiler als Kulturreservat ausgewiesen.
Dort werden alte Getreide, Obstbaum- und Beerensorten gesät und angepflanzt, ebenso begegnet man hier den vom Aussterben bedrohten traditionellen Rassen wie dem Rödkulla-Rind und dem Rya-Schaf sowie Schweinen und Hühnern.
Ein schmaler einspuriger Schotterweg führt uns bis zum Beginn des Dorfes zu einem Parkplatz (57.345383, 16.466273).
Weiter ging unsere Reise durch ein wenig besiedeltes Gebiet, wieder mit viel Wald, und ganz langsam fängt es an, etwas felsiger zu werden.
Wir bleiben eine Nacht hier stehen, haben aber alle nicht das Bedürfnis, uns die Freizeitanlage von Astrid Lindgren anzusehen, denn der Eintrittspreis beträgt 45 €.
Gefahren: 11 km + 84 km + 64 km
2024-07-07 – Norrköping
(58.590083, 16.153514)
Heute führte uns unsere Route nach Gamleby zum Trollpark, den wir uns unbedingt ansehen wollten.
Wir stehen auf dem großen Parkplatz (57.904357, 16.411706), von wo es einen Rundweg gibt.
Dieser Weg geht zunächst steil nach oben über Schotter, Waldwege und Steine. Ich habe ihn sogar mit Schlappen geschafft. Oben auf dem sogenannten Plateau, ebenfalls felsig und manchmal rutschig, sind die einzelnen Trolle stationiert.
Mit folgendem Troll wird man begrüßt (s.letztes Foto):
„Der Riese Garpe heisst sie herzlichst willkommen bei dem grossen Fest auf Garpedansberget. Garpes Freunde sind schon oben und warten auf dich. Dort gibt es nicht weniger als etwa 80 Kunstwerke von Jan Pol. Der Weg hinauf ist ungefär 700 m lang, teilweise steil und geht durch unberührte Natur.“
Anschließend fuhren wir weiter durch leicht felsige Gegenden, wenig besiedelt und durch Waldgebiete mit versteckten Seen.
Eigentlich wollten wir am Einkaufszentrum stehen bleiben, aber die Geschäfte hatten geöffnet und so war hier die Hölle los.
Also sind wir ca. 8 km weiter zu einem Platz gefahren, der zwar an einer Hauptstraße liegt und nicht besonders ruhig ist, aber wir bleiben nur eine Nacht. Auf der anderen Straßenseite gibt es ebenfalls einen großen Parkplatz, der direkt an einem Schwimmbad liegt.
Im Baum hinter uns hängen lange „Lichtstäbe“, die nachts durch Strom ein bewegtes Licht abgeben, sieht sehr interessant aus.
Gefahren: 48 km + 96 km
2024-07-08 – Karlstad
(59.381814, 13.545689)
Nach einer wunderschönen Fahrt und einer kleinen Pause, wo wir einen Kaffee getrunken und eine Zimtschnecke gegessen haben, sind wir nach Karlstad gekommen. Es war die reinste Odyssee, um einen Platz zu finden. Sämtliche angefahrenen Stell- oder Parkplätze waren voll belegt. Jetzt stehen wir an einem kleinen Badesee mitten im Wald, und weil es keinen TV-Empfang gibt, war Spiele-Abend und ein Glas Rotwein angesagt.
Morgen fahren wir mit einem Auto zum Museum von Lars Lerin.
Lars Lerin ist ein zeitgenössischer schwedischer Maler und Autor. Lerins Darstellungen von urbanen und ländlichen, typisch nordischen Landschaften, haben ihn zu einem beliebten und gefragten Künstler in der Region gemacht.
Der Künstler bevorzugt eine dunkle Palette, die die dunklen Winter seiner Heimat einfängt, und arbeitet nasse Farbe, um seine flüssigen Kompositionen zu erreichen. Er wurde am 2. April 1954 in Munkfors, Schweden, geboren und studierte von 1980 bis 1984 Bildende Kunst an der Kunstakademie Valand in Göteborg.
Die Gemeinde Karlstad eröffnete ihm zu Ehren ein Museum, den Sand Lars Lerin, im Jahr 2012, in dem sowohl seine Werke als auch die anderer Künstler ausgestellt wurden. Er ist auch Thema des Dokumentarfilms For You Naked aus dem Jahr 2012, der seine Suche nach Liebe und seine eventuelle Ehe mit dem Tänzer Manoel "Junior" Marques im Jahr 2009 darstellt. 2014 erhielt er für sein Buch Naturlära den renommierten Augustpreis Schwedens. Er lebt und arbeitet in Hammaro, Schweden.
Gefahren: 229 km
2024-07-09 – Lesjöfors
(60.036166, 14.287082)
Nach dem beeindruckenden Besuch im Lars Lerin-Museum wollten wir noch ein gutes Stück weiter fahren. Wir hatten kein besonderes Ziel vor Augen, sind einfach die Route Richtung Kiruna gefahren und haben nach gut 1 Stunde Halt gemacht und diesen sehr idyllischen kleinen Platz am See gefunden.
Wir stehen unter Bäumen und Martin kocht heute für uns ein Risotto mit Pfifferlingen, die er gestern gefunden hat.
Gefahren: 105 km
2024-07-10 – Los
(61.749514, 15.153739)
Ich habe lange überlegt, wie ich die Eindrücke, die ich heute machen durfte, beschreiben kann.
Es war immer noch viel Wald, Felsbrocken und Gesteine in allen Größen und zwischendurch Seen und Flussläufe. Nur anhand von einzelnen Mülltonnen und Briefkästen am Straßenrand konnte man erahnen, daß die abgehen Schotterwege zu Höfen oder Häusern führen. Diese Gegend gehört zur Region Lappland und die Bevölkerungsdichte ist sehr gering.
Weil wir eine größere Strecke zurückgelegt haben, machten wir zwischendurch eine kleine Pause und haben in einem gemütlichen Café Pfannkuchen gegessen, die sehr lecker waren.
Gefahren: 238 km
2024-07-11 – Lit
(63.313653, 14.843853)
Wir kamen wieder auf die E 45 und sind weiter gefahren bis Östersund. Dort haben wir zunächst bei Lidl Östersund (63.161849, 14.659667) eingekauft und wollten einen geeigneten Übernachtungsplatz suchen.
Nach zwei vergeblichen Versuchen fanden wir auch einen, wo wir sogar grillen konnten, denn Volker hat Geburtstag und uns mit einem Abendessen und Wein verwöhnt. Danke Volker!
Auf dieser Strecke haben mich immer wieder die vielen Lupinen und Wiesenblumen fasziniert, es war eine bunte Farbenpracht!
Gefahren: 235 km
2024-07-12 – Storseleby
(64.795842, 16.806087)
Die E 45 läßt sich super gut fahren. Die Waldgebiete werden weniger.
An den Straßenrändern finden sich immer noch die bunten Wiesenblumen.
Wir machten wieder eine kleine Pause und haben festgestellt, daß es in dem Ort Dorotea (64.261661, 16.420253) am Wochenende ein Oldtimer-Treffen gibt. Ein paar bereits eingetroffene Autos haben wir besichtigen können.
Ich habe im Café diese Schokoladenkugel probiert. Sie waren sehr fest, nicht extrem süß, bis auf die Zuckerperlen, und für mich nicht erklärbar, mit welcher Teigmischung sie "gebacken" wurden.
Weiter ging unsere Fahrt. Jetzt häufen sich die Campingplätze und freie Plätze werden rar.
Durch Zufall finden wir mal wieder einen paradiesischen Platz am See, geografisch gesehen über eine Brücke auf der anderen Seite vom Campingplatz. Ich hoffe, wir müssen hier nicht mit allzu vielen Mücken rechnen.
Leider fährt ab heute Gaby nicht mehr mit uns. Sie brauchte eine Auszeit und hat sich auf den Weg nach Norwegen gemacht. Wir wünschen ihr eine gute Fahrt, bis wir uns wiedersehen!
Gefahren: 151 km + 82 km
2024-07-13 – Moskosel
(65.952842, 19.520095)
Wir sind noch ca. 100 km weiter gefahren und stehen jetzt am sog. Eko-Park.
Die Temperaturen sind für mich mal wieder fast unerträglich. Es ist schwül und die Sonne brennt vom Himmel. Hier kommen mehrere Flussläufe zu einem reißenden Strom zusammen.
Aber auch die Mücken lassen uns seit zwei Tagen nicht in Ruhe. Es ist noch keine Plage, aber jeden Tag gehe ich auf Mückenjagd.
Gefahren: 247 km
2024-07-14 – Jokkmokk
(66.6427, 19.8244)
Von Moskosel haben wir heute Morgen den kleinen Abstecher gemacht zum Naturreservat Storforsen.
Der Weg ging über einen ca. 10 km langen Schotterweg, den wir fast nur im Schritt-Tempo fahren konnten. Natürlich gibt es den Weg dorthin auch über eine geteerte Straße. Der Parkplatz ist sehr groß und übernachten kann man hier auch.
Das Naturreservat Storforsen (65.852245, 20.397777) ist ein gutes Beispiel für eine mächtige norrländische Flusslandschaft. Der Pite-Fluss ist einer der vier unaufgestauten schwedischen „Nationalflüsse“ und die Stromschnelle ist die größte in Skandinavien. Zum Reservat gehört auch ein Delta, in dem das Wasser sehr ruhig fließt. Der Wald am Ufer des Flusses gleicht einem Urwald mit reichem Pflanzen- und Tierleben.
Am Storforsen wurde viel für die Bequemlichkeit dr Besucher getan. Hier gibt es Informationstafeln, Wanderpfade, Grillplätze und Mülltonnen. Ein großer Teil des Geländes ist behindertengerecht zugänglich gemacht worden.
Eine alte Anekdote möchte ich euch nicht vorenthalten. Sie hat mich berührt.
Wir kommen wieder zurück auf die E 45 in Richtung Kiruna.
Hier im Norden fällt es umso mehr auf, daß ganze Landstriche gerodet wurden.
80 % der Bevölkerung in Schweden heizt mit Holz. Dadurch bedingt werden die freien Flächen mit schnell wachsenden Gehölzen wieder aufgeforstet. Wir erreichen den Polarcircle (66.551142, 19.764679), machen einen kurzen Fotostop und erreichen nach wenigen Kilometern einen Übernachtungsplatz.
Gefahren: 44 km + 93 km + 11 km
2024-07-15 – Kiruna
(67.848872, 20.313498)
Inzwischen befinden wir uns im Lappland. Die sehr dünn besiedelte Landschaft steigt von der Ostsee nach Westen über flachwellige Taigagebiete allmählich an und erreicht an der schwedisch-norwegischen Grenze in den Skanden Berghöhen von gut 2000 Metern.
Bis auf die Gebirge über 600 m und den äußersten Norden ist der Boreale Nadelwald mit der Fichte auf frischen Böden und der Kiefer auf trockeneren Böden vorherrschend. Hartholz-Laubbäume kommen in Lappland nicht vor. An Weichholz-Laubbäumen findet man eingestreut Birken, Ebereschen, Pappeln, Espen und Weiden, wobei die Birke der mit Abstand häufigste Laubbaum in den Nadelwäldern ist.
Lappland hatte nie eine eigene Staatlichkeit und ist heute zwischen den vier Staaten Norwegen, Schweden, Finnland und Russland aufgeteilt.
Die Sámi sind ein indigenes Volk, das früher „Lappen“ genannt worden ist. Die Samen sind jedoch nur eine Minderheit der Bevölkerung, deren Anteil ca. 4 % ausmacht.
In Kiruna stehen wir zunächst auf einem großen Parkplatz, teils bereits betoniert, teils noch geschottert. Hier wird viel gebaut.
Die weltgrößte Eisenerzmine liegt hier in Kiruna unter der Stadt, die aus diesem Grunde umziehen muss.
Ein Bild aus dem All erzählt ihre Geschichte. Seit rund 120 Jahren wird ein riesiges Vorkommen an Magnetit ausgebeutet, das größte seiner Art. Weil das Bergwerk von Kiruna immer größer und tiefer wird, mittlerweile fördert man in 1.365 m Tiefe, erzwingt es jetzt den Umzug des gesamten Ortes mit seinen rund 18.000 Einwohnern.
Seit 2014 gibt es einen Plan für die schrittweise Verlegung um fünf Kilometer nach Osten.
Sie soll bis ins Jahr 2033 dauern. Widerstand aus der Bevölkerung gibt es dagegen kaum.
Alles eine Frage der Erziehung - schließlich arbeitet ein großer Teil der Bewohner Kirunas in irgendeiner Form für die Mine.
Jährlich werden 26 Millionen Tonnen Roherz aus der Grube gefördert, mit dem Ausbau der neuen Hauptsohle auf −1365 Meter sollte ab 2013 die Produktion auf 33 Millionen Tonnen Roherz erhöht werden können.
Aus dem Roherz werden 19 Millionen Tonnen Fertigprodukte hergestellt, wobei der größte Teil als Pellets versandt wird. Für den Transport zu den Häfen Narvik und Luleå wird die schwedische Erzbahn benutzt.
Die Grube kann besichtigt werden. Dazu haben Volker und ich für Mittwoch einen Termin bekommen. Sie soll ca. 3 Std. dauern.
Der Dienstag sollte ein Ruhe- und Faulenzertag werden. Leider mußten wir allerdings unseren Platz zweimal wechseln. Vom ersten Platz (s. GPS-Daten oben) wurden wir von einer Security-Person ca. 500 m weiter geschickt. Dort gibt es aber eine Beschilderung: max. 3 Std. Aufenthaltsdauer. Viele Wohnmobile verlassen nach und nach auch diesen Platz. Wir fragen bei der Tourist-Info nach und erhalten einen Hinweis zu einem Platz mit 24-Std. Aufenthalt. Also nochmal alles zusammenräumen und wechseln (jetziger Platz 67.847386, 20.304236).